So Much FUN
von Britta Duengel
Ausgabe der Zeitschrift FUN vom September 2011
Die neue FUN https://www.filzfun.de/ ist seit September erhältlich!
4 Mal im Jahr erscheint ein Heft voller Überraschungen, News, Künstlerportraits und interessanter Tipps für Filz- und Textilkunstbegeisterte.
Auf die neue Ausgabe freue ich mich jedesmal lange im Voraus, dieses Mal ganz besonders, weil doch die 'Nachlese' zum Hutworkshop mit Pam de Groot ein Thema war. Wenn ich ehrlich bin: Es ist schon ein tolles Gefühl, etwas auf die Beine gestellt zu haben, das von größerem Interesse für die 'Filzerszene' ist :-)!
Nachlese Workshop mit Pam de Groot vom 24. bis 26. Juni 2011
Ihre Europareise führte die australische Filzkünstlerin Pam de Groot unter anderem nach Deutschland. In Sonsbeck, einem kleinen Städtchen am Niederrhein, fand ein Workshop zum Thema ‚Wearable Art‘ – tragbare Kunst- statt.
Während dreier Tage beschäftigten wir uns ausführlich mit der Anfertigung mehr oder weniger großer, ausgefallener Kopfbedeckungen aus Filz, einem Thema, das die Kursteilnehmer aus den unterschiedlichsten Gründen interessierte.
Da war zum einen der Wunsch, neue Wege der Gestaltung zu beschreiten, andere Techniken zu erlernen, zum anderen die Neugier auf skulpturelles Arbeiten. Allen gemeinsam waren der Wissensdurst und die Freude am Material, die Lust zu lernen – ganz besonders von einer so wunderbaren Künstlerin wie Pam.
Die Mehrzahl der Kursteilnehmer
hatte bisher, obwohl sämtlich versierte Filzerinnen, noch keinen Workshop
besucht, geschweige denn organisiert, es
war also ein Abenteuer – und das in mancherlei Hinsicht!
Drei Tage für EINEN Hut?
Sonsbeck?
Wo ist DAS denn?
Ich spreche doch kein ENGLISCH!
SCHAFFE ich das?
Wir haben es geschafft! Alle miteinander!
Drei Tage für einen Hut waren knapp bemessen – die Thematik ist komplexer als man denkt. Die Planung des Workshops beinhaltete so genannte ‚Pausen‘ für den ‚Morning und Afternoon Tea‘, eine geregelte Anfangszeit und einen geregelten ‚Feierabend‘…, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wir haben schlichtweg Zeit und Raum vergessen!
Der erste Kurstag war der
Entwicklung des Designs und der Berechnung der Schablonen vorbehalten; dabei
offenbarte sich bereits ansatzweise, dass dieser Workshop nicht nur ein
filziges, sondern auch
ein zwischenmenschliches, emotionales Highlight werden würde. ‚Gut behütet‘ ist
eben nicht nur eine Frage der technischen Umsetzung!
Wir planten, entwarfen, verwarfen; zeichneten, zeichneten erneut, rechneten,
berechneten, verrechneten; schnitten, verschnitten, schnitten erneut, einmal,
zweimal, dreimal… - immer unterstützt und behutsam angeleitet von ‚unserer‘
großartigen Pam, die das Kunststück fertigbrachte, die jeweiligen Ziele
individuell zu unterstützen, uns half, neue Wege zu beschreiten und großzügig
ihr Wissen mit uns teilte.
Kollektives Durchatmen, als wir schließlich mit dem Auslegen der Fasern
beginnen konnten und die bange Frage: „Wie lange haben wir denn noch?“ Pam
antwortete, wir hätten sicher noch zwei, drei Stunden zur Verfügung – in diesem
Fall hatte sie Unrecht, wir waren bereits zwei Stunden über der Zeit!
Aber Uhren
werden ja in solchen Fällen völlig überbewertet, wir änderten spontan den TOP ‚Abendessen‘. Pizzataxi ist eine prima
Erfindung und ein großer Esstisch Gold wert – soll heißen, wir haben es uns
alle gemeinsam bei uns Zuhause gemütlich gemacht, gegessen, geklönt…
… und am nächsten Tag weitergearbeitet.
Der ein oder andere Fehler wurde entdeckt, hinterfragt und behoben – manchmal auf verblüffende Art und Weise, aber immer erfolgreich!
Unnötig zu erwähnen, dass auch dieser Arbeitstag viel später endete als geplant – ein Teil der Gruppe traf sich im Anschluss noch zu einem gemütlichen Grillabend mit viel Gelächter, Fachsimpelei und persönlichem Austausch, der andere Teil ging nach so viel ‚Input‘ einfach nur früh zu Bett; schließlich hatten die Teilnehmer nach dem nächsten Filztag auch noch eine stundenlange Heimreise zu bewältigen.
Und der Abschlusstag hatte es wirklich noch einmal in sich: Es wurde gewalkt, geformt, gedämpft, gebügelt, anprobiert, wieder und wieder…, unterbrochen von der ‚mobilen Versorgungseinheit‘ und dem lauten Ruf von Pam, die sich den Satz „Essen! Bevor ihr sterbt!“ heimlich, still und leise aus dem Wörterbuch zusammengeklaubt hatte!
Die Atmosphäre während der drei Tag war einfach unbeschreiblich; sowohl menschlich als auch fachlich eine echte Bereicherung für alle. Es war anstrengend, körperlich und mental, es gab viel zu übersetzen, es war harte Arbeit, es war gut und rund! Wir haben alle viel gelernt: von unserer Dozentin, voneinander und auch aus Fehlern. Der Umstand, dass wir einen luxuriös kleinen Workshop hatten, hat sicher auch dazu beigetragen, dass das persönliche Fazit der einzelnen Teilnehmer noch positiver ausfiel als erhofft.
Zum Abschluss hatte ich die Kursteilnehmer um kurze Résumées gebeten, aus denen ich einige Zeilen für diesen Bericht verwenden möchte:
„Das Wesentliche, was ich mitgenommen habe, ist, Techniken anzuwenden, die mir erheblich mehr Freiheit in der Gestaltung von Objekten geben. Frei zu entwerfen, ohne sich schon gleich dabei schon den Kopf zu zerbrechen, wie es umgesetzt werden kann, ist etwas, wovon ich sehr profitieren werde.“
„Grenzen, die ich bisher im Kopf hatte, sind erstmal nicht mehr da. Geht nicht - gibt´s nicht! Wenn denn neue Blockaden auftauchen, stehe ich wieder auf der Matte.“
„ Es war unglaublich inspirierend und hat einen Motivationsschub ausgelöst, neue Dinge in Angriff zu nehmen, bei denen ich mir bisher nicht sicher war, wie ich sie umsetzen soll.“
Dieses Wochenende hat Spuren hinterlassen: Fasern verbinden! Grenzenlos.